In dem heutigen Blogbeitrag geht es um die erste Hilfe am Pferd. Hierfür werde ich euch wichtige Utensilien und erste Hilfe Maßnahmen vorstellen, die man bereit halten sollte um eine Versorgung zu gewährleisten bevor der Tierarzt kommt.
Regeln für die Erstversorgung
1. Beruhigt euch, denn nichts ist schlimmer als in Panik zu geraten. Dem Pferd und auch euch hilft es nicht wenn ihr nervös und ängstlich seid.
2. In welcher Verfassung ist das Pferd? Ist eine erste Versorgung durch euch überhaupt möglich? Wenn nicht, dann solltet ihr auf tierärztliche Hilfe warten.
3. Bringt euer Pferd in eine gewohnte und ruhige Umgebung und bleibt möglichst gelassen. Jetzt helfen keine schreckhaften und hektischen Bewegungen.
4. Schaut euch euer Pferd ganz genau an. Untersucht alle Körperstellen und messt am besten die Temperatur. Diese sollte zwischen 37° und 38,2° C liegen. Falls es Abweichungen gibt, teilt diese sofort dem Tierarzt am Telefon mit.
5. Findet ihr eine große Verletzung und es handelt sich nicht um eine kleine Abschürfung, dann ist es jetzt spätestens an der Zeit den Tierarzt zu rufen.
Druckverband für Erste Hilfe am Pferd
Ein Erste Hilfe Druckverband ist immer dann anzulegen wenn ihr die Blutung nicht in den Griff bekommt. Bei Beinverletzungen ist es einfacher einen anzulegen, bei Verletzungen im Schulterbereich schon schwieriger. Für die Beinpartien könnt ihr zuerst eine unabgewickelte Kompressionsbinde drauf drücken um mit Druck von außen auf die Blutung einzuwirken. Danach braucht ihr große Polsterwatte (Verband Polsterung) zum Umschließen der Partie und darauf eine Mullbinde zur Fixierung, welche ihr um das Bein wickelt. Eine elastische selbsthaftende Fixierbinde verhindert zum Schluss das Verrutschen des gesamten Verbandes.
Handelt es sich um eine Partie, wo ein Druckverband schlecht anzulegen ist? Um eine Blutung zu stoppen hilft es meist auch schon selbst leichten Druck mit Kompressionsbinde und Polsterwatte auf die Wunde auszuüben. Die Verbandsmaterialien solltet ihr möglichst ruhig und an der selben Stelle halten um dem Blut die Möglichkeit zu geben zu gerinnen. Wenn die Watte sich vollsaugt solltet ihr diese nicht abnehmen sondern einfach eine zweite darauf packen.
Erste Hilfe Utensilien
- Thermometer (normale Temperatur zwischen 37° und 38,2° C)
- Stirnlampe (um auch bei einer dunklen Weide volle Sicht und freie Hände zu haben)
- Messer (besonders bei Kutschfahrern und Wanderreitern um Verhedderungen zu lösen)
- Zange (für Hufnägel und um ein loses Hufeisen zu entfernen)
- Drahtzange ( für Verhedderungen im Stacheldraht)
- Mullbinden
- Kompressionsbinden
- Polsterwatte
- elastische selbsthaftende Binden, wie diese:
- Wundspray (besonders für kleinere Wunden im Beinbereich)
- saubere Handtücher (für stark blutende Wunden auch geeignet)
- Einweg-Handschuhe (zur sauberen Wundversorgung)
- Verbandsschere (alternativ eine normale Schere mit stumpfer Spitze)
- Die Tierarzt App kann ich euch noch empfehlen wenn ihr oft größere Touren und Wanderritte macht:
Arten von Verletzungen
Schnittverletzungen sind am besten noch innerhalb von 3-4h zu versorgen. Die Wundränder sind dann noch nicht ausgetrocknet und somit heilt die Verletzung besser.
Eine klaffende Wunde mit aufgerissener Haut nennt man Rissverletzung. Ist die Haut einmal stark aufgerissen sollte sie am besten genäht werden solange sie noch blutet.
Schürfverletzungen können schnell beim Ausrutschen passieren. Legt sich das Pferd auf dem Asphalt einmal lang, so gibt dies Spannung auf der Haut, Abschürfungen und oft darunter liegende Prellungen.
Abschälverletzungen gehen meist bis auf den Knochen runter. Um die Wunde von grobem Schmutz zu reinigen und die Knochenhaut vor Austrocknung zu schützen, sollte diese schnellstmöglich mit klarem fließenden Wasser gereinigt werden. Ist das Unterhautbindegewebe einmal entzündet, dann kann es schnell zu Fieber kommen. Dies sollte man versuchen zu vermeiden.
Schlundverstopfungen
Bei derartigen Komplikationen solltet ihr immer sofort den Tierarzt rufen! Ein Anzeichen für eine Schlundverstopfung ist, dass das Pferd aufhört zu fressen. Erste Hilfe am Pferd könnt ihr leisten indem ihr versucht das Futter mit leichtem Druck Richtung Magen zu massieren. Im schlimmsten Fall kann es passieren das ein Pferd das Futter bei einer Schlundverstopfung einatmet. Zusätzlich solltet ihr euer Pferd für den Tierarzt zum Spülen vorbereiten. Stellt einen sauberen Eimer und einen Schlauch bereit.
Koliken
Koliken sind Margen Darm bedingt und unglücklicherweise leidet fast jedes Pferd einmal in seinem Leben an einer. Die Symptome sind hierbei unterschiedlich, typisch sind die folgenden:
- hinlegen
- umdrehen zum Bauch
- kein Fressen
Sind die Symptome dabei nur leicht heißt dies noch nicht, dass es keine schwere Kolik sein kann. Man sollte bei jeder Kolik immer schnellstens den Tierarzt rufen! Bevor ein solcher Fall aber überhaupt eintritt, muss geklärt sein ob man einen Klinikbesuch finanzieren will oder nicht. Für den Fall der Fälle sollte zudem stets der Pferdepass und ein Pferdeanhänger bereit sein.
Weitere Erste Hilfe Tipps
Habt ihr bei euch ein Unfallbuch im Stall? Hier sollte für jedes Pferd eine eigene Seite mit mindestens Pferdename, Pferdebild, Kontaktdaten von Tierarzt, Klinik und Besitzer (auch Zweitkontakt-Person) sowie Entscheidungen für oder gegen eine Kolik-OP und die ersten Maßnahmen notiert werden.
Entdeckt auch das Cavallo Erste Hilfe Buch:
Quellen:
Vortrag von Dr. Indra Döring am 29. März 2014 auf der Equimed, Oldenburg